Michelin Pilot Road 4

Wir haben es getan; eigentlich wollten wir nach dem Pilot Road 2 keinen Tourensport- Reifen mehr von Michelin fahren, aber nach dem superben Abschneiden des Pilot Power 3 haben wir uns hinreissen lassen und eines vorweg: es hat sich gelohnt!

Wirkliche Unterschiede der Karkasse des PiRo 4 zum Power 3 konnte ich bei der Montage nicht fest stellen. Die Imprägnierung hält sich in Grenzen und die Multi- Compount- Mischungen sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Im Gegensatz zur Profilierung, die wirklich exorbitant ausgefallen ist und nicht unbedingt hübsch aus sieht, aber, wie beim 
PiPo 3 gelernt; "Wann guckt man während der Fahrt schon auf das eigene Profil?"

Montiert, gewuchtet und auf zum Einfahren; da merkt man, dass Michelin nach dem PiRo 2 & 3 einen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat: handlich, stabil und - wie ein Wunder - jetzt mit Geradeauslauf!
Das Profil vermittelt nicht annähernd die Performance, die der - wie gesagt Tourensport- Reifen - auf den Asphalt zaubert: verdammt nah am Supersport- Reifen!
Die alte Marotte, dass das Vorderrad wie vernagelt in das Kurveninnere zieht, ist absolut abtrainiert.

Dafür entwickelt der Reifen ungeahnte Haftung, wenn einen doch einmal ein Wolkenbruch erwischt! Unfassbar, aber der Reifen hat eine Nässehaftung, die bis dato noch kein Reifen geschafft hat.



Haltbarkeit:gut
Handling:gut
Lenkpräzision:gut
Kurvenstabilität:gut
Grenzbereichsverhalten:gut

Fazit:

Wir haben den Test bereits in 2014 begonnen und derzeit hat der Reifen gute 2.000 Km erreicht und verfügt gefühlt noch über etwa 40% Restprofil. Die Chancen stehen also gut, dass der Reifen um die 3.500 Km erreichen kann; warum nicht mehr? Ganz einfach: man fährt den Reifen kurioserweise um Ecken sportlicher, als der angedachte Einsatzbereich.
Eine Erklärung, warum ich schon Supersportler wie 748er Ducs, 1000er Blades und GSX-Ren mit dem Reifen gesehen habe.
Bis jetzt passt alles am Reifen und man merkt nur auf der letzten Rille die stärkere Profilierung.
Wir führen den Bericht zu Ende, sobald der Reifen seine Mindestprofiltiefe erreicht hat.

UPDATE:

Der Reifen hat nunmehr bei 4.500 Km die Verschleißgrenze am Hinterrad erreicht. Das Vorderrad hat noch Luft zur Verschleißgrenze.
Der Reifen bleibt lange bei seinen zuvor beschriebenen Eigenschaften, jedoch ist etwa ab 75% Verschleiß am Hinterrad eine Veränder zu bemerken, die den insgesamt guten Eindruck ein wenig trübt; wie erwähnt neigt man dazu, den PiRo4 deutlich sportlicher zu fahren, als es der zugedachte Verwendungszweck seitens Hersteller - Resultat ist ein Gefühl des "Schmierens" am Hinterrad, quasi angedeutete Haftungsabrisse, die kurz aber merkbar sind. Zudem hat sich am Vorderrad ebenfalls was getan; durch die immense Profilierung war es nur eine Frage der Zeit, bis die von der Belastung deformierten Profilblöcke anfangen, sich mit Vibration ins Spiel zu bringen - Bremszonen sind jetzt nicht mehr der reine Genuss, aber dennoch, genau wie das restlich Verhalten vom Vorderrad, immer noch erträglich.

Fazit II: Nach dem PiRo2, der nicht fahrbar war, ist Michelin es gelungen, mit dem 4er alles richtig zu machen. Toller Tourenreifen, der Beste bei Nässe, aber an die Homogenität und die gefühlte Leistungsfähigkeit kommt er nicht an den Pirelli Angel GT heran.

Tester: Sascha Hannen, Rainer Reuter